Trotz Corona-Krise und derzeit nur im kleinen privaten Kreis möglich, gehört auch in diesem Jahr mit Beginn der Freiluftsaison das Grillvergnügen zur größten Freude in Deutschland. Mehr als 100 Millionen Grillfeuer werden so jährlich entzündet und führen mit hoher Regelmäßigkeit zu schweren Verbrennungsverletzungen mit lebenslangen Folgen.Leider sind vor allem Kinder hiervon betroffen. Auch Fettspritzer oder Körperkontakt mit dem Grill oder noch glühenden Kohlen können zu tiefen Verbrennungen führen. Jährlich treten knapp 5000 Unfälle beim Grillen auf, die vermieden werden können, wenn einige Regeln beachtet werden, berichtet Prof. Dr. Henrik Menke, Leiter des Referates Verbrennung der Deutschen Gesellschaft der Plastischen, Ästhetischen und Rekonstruktiven Chirurgen (DGPRÄC).
Top 1: Flüssige Grillanzünder vermeiden
Niemals sollen flüssige Grillanzünder zur Brandbeschleunigung wie Spiritus, Alkohol oder gar Benzin verwendet werden. Diese sind für die meisten Grillunfälle verantwortlich, da es hierbei schnell unkontrollierbar zur explosionsartigen Verpuffung mit hohen Temperaturen kommt.
Geeignete feste Grillanzünder tragen ein Prüfkennzeichen DIN EN 1860 – 3.
Dies gibt es auch für einen passenden standfesten Grill (DIN EN 1860 – 1), darüber hinaus ist geprüfte Holzkohle (DIN EN 1860 – 2) erhältlich.
Top 2: Sicheren Standplatz auswählen
Grillgeräte sollten nur auf ebenen Boden windgeschützt zur Vermeidung von Funkenflug im Freien aufgestellt werden. Hierbei ist auf ausreichenden Abstand zu brennbaren Gegenständen (wie etwa Pflanzen, Sonnenschirme etc.) zu achten.
Niemals darf ein Holzkohlengrill wegen drohender Kohlenmonoxidgasvergiftung in einem geschlossenen Raum aufgestellt werden.
Top 3: Kinder beaufsichtigen
Kinder zählen zu den häufigsten Verbrennungsopfern beim Grillen.
„Die Körpergröße führt schnell zu vermindertem Abstand zum Grill und das Verständnis für die Gefahren und Risiken fehlt noch“, warnt Prof. Menke, der als Leiter des Zentrums für Schwerbrandverletzte Hessen am Sana Klinikum Offenbach oft Kinder versorgen muss. Auch mit dem Ende des Grillens stellt die noch vorhandene Glut einen Risikofaktor dar, die fachgerecht entsorgt werden.
Kinder sollte man niemals auch nur kurz unbeaufsichtigt in die Nähe des Feuers lassen.
Top 4: Geeignete Kleidung tragen
Flatternde Kleidung oder Kunstfasern können sich rasch entzünden. Fettspritzer führen auf der unbedeckten Haut schnell zu Verbrennungsverletzungen. Grillhandschuhe schützen die Hände.
Top 5: Gefahren bei alternativen Grillgeräten
Auch bei Verwendung von Elektrogrillen oder Gasgrillen drohen Gefahren. Im Außenbereich dürfen nur hierfür zugelassene Elektrogrille eingesetzt werden.
Bei Gasgrillen sind vor dem Ersteinsatz, zum Beispiel nach der Winterpause, die Intaktheit der Verbindungskabel zu prüfen. Es ist unerlässlich, nur Originalanschlüsse zu verwenden, da bei Undichtigkeiten erhebliche Explosionsgefahren bestehen.
Top 6: Was tun, wenn?
Vorsorglich soll beim Grillen immer eine Löschdecke, ein Eimer Sand oder ein Feuerlöscher zum Ersticken der Flammen bereitgehalten werden. Herabtropfendes Fett kann zu Stichflammen führen und darf nicht mit Wasser gelöscht werden, da eine Verpuffung von heißem Wasserdampf droht.
Frische Verbrennungen können für einige Minuten mit Wasser gekühlt und danach mit einem sauberen Tuch abgedeckt werden.
Sogenannte Hausmittel sind obsolet; bei aufgetretenen Verletzungen den Arzt aufsuchen. Bei größeren Brandverletzungen oder besonderen Regionen wie Gesicht oder Gelenkbereich sollte die Behandlung in einem spezialisierten Verbrennungszentrum erfolgen. Die Adressen sind allen Notärzten bekannt. Die Behandlung von Brandverletzungen ist eine zentrale Säule der Plastischen Chirurgie.